A4-NEU3: Lehre(n) aus Corona ziehen
Veranstaltung: | 45. Bundesmitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 8.2.1. Inhaltliche Anträge |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 20.05.2022, 10:32 |
Antragshistorie: |
Veranstaltung: | 45. Bundesmitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 8.2.1. Inhaltliche Anträge |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 20.05.2022, 10:32 |
Antragshistorie: | Version 1 |
LEHRE(N) AUS CORONA ZIEHEN
Viele deutsche Hochschulen haben die Digitalisierung lange verschlafen und
wurden durch Corona dazu gezwungen, dies in kürzester Zeit nachzuholen.
Die Leidtragenden waren mal wieder die Studierenden.
Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie haben sich zumindest einige Dozierende daran
gewöhnt und die allermeisten Hochschulen haben immerhin irgendeine Lösung
bereitgestellt.
Doch ist jetzt alles gut und klappt Online-Uni wirklich?
Während wir erkennen, wie wichtig die Umstellung auf Distanzlehre war, um
einander solidarisch vor einer gefährlichen Infektion zu schützen, sehen wir
einige Mängel und fordern, dass langfristig Lehren aus Corona gezogen werden.
Wichtigkeit von Präsenzlehre nicht vergessen
Als Campusgrün Bundesverband setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass
Universitäten solidarisch geöffnet werden, wenn die Pandemie-Entwicklung dies
zulässt.
Zwei Jahre Corona haben uns nicht nur gezeigt, dass Digitalisierung nicht nur
erforderlich ist , sondern auch funktionieren kann. Sie hat uns auch schmerzlich
gezeigt, wie wichtig persönlicher unmittelbarer Austausch sein kann, um ein
erfolgreiches Studium, aber auch vor allem die kritische und zugleich
rücksichtsvolle Auseinandersetzung unter Studierenden und mit den Dozent*innen
zu gewähren. Präsenz erleichtert Nachfragen - sie ermöglicht Einwände,
vereinfacht nach den Vorlesungen und anderen Veranstaltung eine kleine Frage an
die*den Professor*in zu stellen und sich mit Kommiliton*innen für Lerngruppen zu
vernetzen, sich über Erfahrungen auszutauschen oder einfach neue Freund*innen zu
finden.
Als Campusgrün Bundesverband setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass Universitäten solidarisch geöffnet werden, wenn die Pandemie-Entwicklung dies zulässt.
Zwei Jahre Corona haben uns nicht nur gezeigt, dass Digitalisierung nicht nur erforderlich ist , sondern auch funktionieren kann. Sie hat uns außerdem aber auch schmerzlich gezeigt, wie wichtig persönlicher unmittelbarer Austausch sein kann, um ein erfolgreiches Studium, aber auch vor allem die kritische und zugleich rücksichtsvolle Auseinandersetzung unter Studierenden und mit den Dozent*innen zu gewähren. Präsenz erleichtert Nachfragen - sie ermöglicht Einwände, vereinfacht nach den Vorlesungen und anderen Veranstaltung eine kleine Frage an die*den Professor*in zu stellen und sich mit Kommiliton*innen für Lerngruppen zu vernetzen, sich über Erfahrungen auszutauschen oder einfach neue Freund*innen zu finden.
Gegen die Vereinzelung
Durch die Isolierung werden auch der politische Austausch, studentische
Organisierung und Vernetzung erheblich erschwert. Wir sind der Meinung, dass
Hochschulen ein politischer Ort sind und sein müssen, weshalb es unerlässlich
ist, dass Studierende sich über aktuelle (hochschul-)politische Entwicklungen
austauschen und informieren können. Die verfasste Studierendenschaft ist ein
wichtiges Organ der Meinungsbildung und Einflussnahme von Studierenden, die
durch die Vereinzelung aufgrund digitaler Lehre nicht untergraben werden darf.
Darum fordern wir von den Hochschulen nicht nur die Rückkehr zur Präsenz,
sondern auch im Besonderen die Unterstützung der Aktivität von Hochschulgruppen,
zum Beispiel durch das Bereitstellen ausreichender Räumlichkeiten und einer
möglichst barrierefreien und einfachen Möglichkeit der Buchung und Nutzung.
Chancen der Digitalisierung
Für einige Studierende hatte das Online-Semester auch einen positiven Effekt:
Digitaler Austausch senkt für Studierende mit Behinderung, chronischer oder
psychischer Erkrankung sowie neudivergente Studierenden
Für einige Studierende hatte das Online-Semester auch einen positiven Effekt: Digitaler Austausch senkt für Studierende mit Behinderung, chronischer oder psychischer Erkrankung sowie neudivergente Studierendenneurodivergente Studierende
die Hürden. Flexibilität durchs Aufnehmen von Veranstaltungen ist gut für
Studis, die pflegend oder betreuend Verantwortung für Familie und Angehörige
übernehmen. Studis mit Behinderung erlebten durch Online-Lehre weniger Barrieren
oder hatten wenigstens vergleichbare Voraussetzungen wie ihre Kommiliton*innen.
Stay Hybrid
Wir unterstützen “mehr digital”, wenn dies nicht als Sparmaßnahme durchgesetzt
wird, die Präsenz-Angebote einfach ersetzt. Stattdessen fordern wir eine bessere
finanzielle Ausgestaltung der Hochschulen und Universitäten, damit ein Neben-
und Miteinander Präsenz- und digitaler Angebote entsteht, das den Studierenden
zusätzliche Lern- und Austauschmöglichkeiten bietet. Gerade weil die Pandemie
noch anhält, braucht es sowohl Angebote für Studierende, denen die unmittelbare
soziale Interaktion sonst fehlen würde, als auch für Studierende, für die eine
Teilnahme an Präsenzlehre ein zu großes Risiko wäre oder sie erheblich
einschränken würde. Ein gutes begleitendes hybrides Lern- und Lehrangebot
ermöglicht ein modernes, flexibles und barriereärmeres Studium. Es erleichtert
etwa Studierenden, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder zur Finanzierung
ihres Studiums arbeiten müssen das Leben enorm und bietet benachteiligten
Menschen Teilnahme und Teilhabe. Diesen Zugewinn an Möglichkeiten und
Gleichberechtigung dürfen die Hochschulen nicht durch den Verzicht auf Hybrid
und die Rückkehr zur Präsenz als einzigem Lehrformat wieder abbauen. Alternative
Möglichkeiten der Teilnahme und Teilhabe müssen weiterhin angeboten und beworben
werden. Wir fordern, auch nach der Pandemie eine gute Lernumgebung für alle
Studierenden aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln.
Auf unserer 41. BMV vor 2 Jahren haben wir beschlossen, dass wir uns als Campusgrün für eine solidarische Öffnung der Universitäten einsetzen, sobald dies wieder möglich ist.
Wir haben dort klargestellt, dass wir Studierende nicht bloß als Publikum sehen, sondern als Wissenschaftssubjekte, die sich aktiv an ihren Hochschulen austauschen, einbringen und an der demokratischen Selbstverwaltung teilhaben.
Zwei Jahre Corona-Pandemie haben uns jetzt gezeigt, wie verschieden Studierende mit einer digitaliserten Hochschule umgehen, sie haben uns aber auch gezeigt, dass unsere Befürchtungen berechtigt waren.
In diesem Antrag stellen wir fest, dass ein rein digitaler Campus viele Nachteile bedeutet:
Demokratischer Austausch, Sozialleben aber auch eine interaktive und gut verständliche Lehre kommt oft nicht ohne "Präsenz"-Formate aus.
Doch nicht allen Studierenden wurden die Hochschulen vorher gerecht. Inbesondere Studierende mit Behinderung, Studierende, die ihre Kinder betreuen müssen, Angehörige pflegen oder die neben dem Studium arbeiten müssen, konnten bisher nicht an allen angebotenen Formaten teilnehmen.
Wir wollen daher verdeutlichen, dass wir als Campusgrün für Hochschulen kämpfen, die allen Bedürfnissen gerecht werden. Digitalisierung kann eine Chance geben, mehr Menschen ein Studium und aktive Teilhabe an ihrer Hochschule zu ermöglichen - dazu darf sie aber nicht als Ersatz oder Sparprogramm verstanden werden.
Für uns ist klar, dass Hochschulen ein Ort ohne Diskriminierung sein müssen.
Gute Lehre mit hybriden Elementen ist für uns dazu ein wichtiger Schritt.